Spricht man über einen Lotus-Effekt, dann denkt man an die Lotusblüte, daher der Name
Lotus-Effekt
Bei einem Gang durch die Natur erkennt man aber schnell, dass es dieses Phänomen nicht nur an der Lotusblüte gibt. Mir ist immer aufgefallen, dass nach einem staubhaltigen Regen, der oft viel roten Staub von Afrika kommend enhält, die grünen Blätter der Kapuzinerkresse (Tropaeolum) immer kräftig grün sind ohne irgendwelche Hinweise auf Staub- oder andere Schmutzpartikel.
So konnte man vor genau einem Jahr in NEWS.de lesen: „Saharastaub geht in Spanien als Schlammregen nieder. Ein Schlammregen hat am Donnerstag den Nordosten Spaniens mit einer Schmutzschicht überzogen. Wie das Wetteramt mitteilte, hatte sich eine riesige Sandwolke aus der Sahara mit Regenwolken vermischt. Von dem Schlammregen waren vor allem die Region Katalonien und die Mittelmeer-Insel Mallorca betroffen. Staubige Autos und dreckige Fensterscheiben sind dann die Folge.“
Lotuseffekt auf Tropaeolum (Kapuzinerkresse)
Die Selbstreinigungsfähigkeit wasserabweisender mikro-nanostrukturierter Oberflächen wurde in den 1970er-Jahren entdeckt. Dieses Phänomen hat man der Natur entnommen und wird nun seit Mitte der 1990er-Jahre in biomimetisch-technische Produkte übertragen. Die
Kapuzinerkresse
ist ein gutes Beispiel für eine solche mikro-nanostrukturierter Oberfläche. Keine Spur von Schmutzpartikeln. Ich habe ein großes Feld dieser Pflanze „Tropaeolum“ direkt neben einem großen Neubaugebiet fotografiert. Die gesamte Gegend ist staubig, verschmutzt, Straßen, Wände, Autos, Hecken, Büsche, Bäume – alles, aber nicht die Kapuzinerkresse.
Hier zwei wunderbarer Filme (Film 1 und Film 2), die in einer Microaufnahme diesen Vorgang zeigen. Herrn William Thielicke herzlichen Dank.
Die Nachfolgenden Bilder zeigen den
Lotus-Effekt bei der Kapuzinerkresse
Beispiele für Lotuseffekt auf Kohl, Banane und Tulpe
Die äußerst geringe Benetzbarkeit und hohe Selbstreinigung der biologischen Oberfläche, die nicht mit Wasser benetzbar ist und aufliegende Schmutzpartikel mit dem Regen abperlen läßt, findet man neben der Kapuzinerkresse auch beim Kohl, der Tulpe und Banane.
So ganz nebenbei: Die Kapuzinerkresse ist eine wundervolle Zutat zu Quarkspeisen, Salaten und ein wundervoller Schmuck für sogenannte „bunte“ Salate“, da alle Teile dieser Pflanze essbar sind. Der scharfe Geschmack der Pflanzen, der durch die darin enthaltenen Senfölglycoside verursacht wird, gab der Kresse ihren Namen, abgeleitet vom althochdeutschen Wort cresso = scharf. Der Namensanteil „Kapuziner“ stammt von der Form der Blüten, die den Kapuzen von Mönchskutten ähneln.
Damit noch nicht genug: auch als Blumenvasen-Blumen geeignet. Die Knospen gehen, wenn das Wasser regelmäßig gewechselt wird, alle auf, die Blüten halten sich über 2-3 Wochen, manchmal noch länger, sind äußerst kostengünstig (findet man oft in der Natur oder im eigenen Garten), haben eine feurige Orange-Farbe und ist mal etwas anderes.
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