Wer denkt schon beim Namen „Klimakterium“ an das nachreifende Obst?
In der Botanik kennen wir Früchte, die nach der Ernte nachreifen, andere wiederum nicht, und diese FRÜCHTE nennen wir dann
klimakterische und nicht-klimakterische Früchte
Hier ist ein Hormon für den „klimakterischen“ Zustand verantwortlich. Es ist das Hormon
ETHEN,
welches landläufig und somit inkorrekt auch Ethylen genannt wird.
klimakterisches Obst, Teil 1
Ethen (auch Äthen, Ethylen oder Äthylen) ist eine gasförmige, farblose, brennbare, süßlich riechende, organische Verbindung. Ethen ist die meistproduzierte organische Grundchemikalie und wird für die Herstellung von primären Folgeprodukten wie Polyethylen, Ethylenoxid, Styrol benötigt. So wird bei einem künstlichen Hüftgelenk oft die Hüftgelenkspfanne aus Polyethylen (PE) hergestellt, Styrol wird zu vielen Kunststoffen weiterverarbeitet. Polystyrol in geschäumter Form findet neben PU-Schäumen als wichtigstes Thermo-Isoliermaterial in der Baustoffindustrie Anwendung.
klimakterisches Obst, Teil 2
Ethen ist ein Pflanzenhormon.
Es wird von Pflanzen ausgehend von der Aminosäure Methionin synthetisiert, teilweise stimuliert durch das Pflanzenhormon Auxin. Als Hormon beeinflusst es das Keimwachstum und die Seneszenz (von lateinisch senescere = „alt werden, altern“), also den Alterungsprozess bei Pflanzen. Es bewirkt die Fruchtreifung, die Entwicklung der Blüten, den Abwurf der Blätter im Herbst sowie das Absterben von Pflanzenteilen.
Eigene Ernte September 2018. In der Sonne gereift und nicht im Frachtraum eines Schiffes, schmeckt nach BANANE !!
Wichtig für diese Funktionen ist die lawinenartige Steigerung der verfügbaren Ethenmenge, die dadurch zustande kommt, dass die Synthese von Ethen durch das Vorhandensein von Ethen aktiviert wird. Auf diese Weise reift etwa eine Frucht an allen Stellen zugleich. Die Wirkung bei der Reifung von Früchten wird in der Landwirtschaft ausgenutzt, um unreif geerntete Früchte nachträglich zu Stoffwechselvorgängen zu veranlassen, die die Früchte reifen lassen.
Wenn es klimakterisches Obst gibt (Apfel, Aprikose, Avocado, Banane, Birne, Cherimoya, Feige, Guave, Heidelbeere, Kaki, Kiwi, Mango, Nektarine, Oliven, Papaya, Passionsfrucht, Pfirsich, Pflaume, Tomate), welches Ethen produziert, folgt hieraus: es gibt auch nicht-klimakterisches Obst.
nicht-klimakterische Früchte, Teil 1
Ersteres reift nach der Ernte nach, das nicht-klimakterisches Obst jedoch nicht. Und diese Eigenschaft hat für den Obstproduzenten eine große Bedeutung. Wir wissen alle, dass Bananen unreif, das heißt im grünen, also unreifen Zustand geerntet werden. Gleiches gilt für Avocados, Mangos und noch viele mehr. Jeder Avocado- oder Mango-Kenner testet (nicht gern gesehen) den Reifegrad dieser Früchte durch einen leichten tastenden Druck. Möchte ich die Avocado am Tag nach dem Kauf essen, dann muss diese Frucht auf leichten Druck etwas nachgeben. Ist die Avocado erst in einer Woche für einen sagen wir Avocadosalat vorgesehen, dann muss diese Avocado (botanisch eine Beere) noch relativ „hart“ sein. Die Schnelligkeit des Reifungsprozesses kann ich durch kühle Lagerung oder Einwickeln in Zeitungspapier selbst dirigieren. Aber eine Erdbeere reift nicht nach, sie wird höchstens mit der Zeit faul, eine Paprika bleibt wie sie ist, eine Kirsche oder Kokosnuss ( botanisch eine Beere) ebenso.
nicht-klimakterische Früchte, Teil 2
Beispiele für nicht-klimakterisches Obst
alphabetisch geordnet: Ananas, Brombeere, Carissa (Natalpflaume), Clementine, Erdbeere, Granatapfel, Grapefruit, Gurken, Heidelbeere, Himbeere, Kaktusfeige, Kapstachelbeere, Karambola, Kirsche, Kokosnuss, Kumquat, Limette, Limequat, Litchi, Mandarine, Orange, Pitahaya, Tafeltrauben, Wassermelone, Zitrone.
Auch diese leckere süß-saure Frucht, die Japanische Wollmispel, auch als Wollmispel, Mispero, Nespolo, Nispero oder Loquat bekannt, gehört zu den nicht nachreifenden, also den nicht-klimakterischen Früchten.
Japanische Wollmispeln – Loquats – Nisperos
Die Nisperos sind dann vollreif, wenn die Frucht eine gold-gelbe Färbung aufweist und zusätzlich braune Flecken auf der Schale erkennbar sind. Im ausgereiften Zustand überwiegt der süße Geschmack und je unreifer, um so säuerlicher ist dieser. Loquat eignen sich wunderbar zur Herstellung von Konfitüren und Kompotts.
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