23. November 2024

Kauliflorie

Echte Feige Botaniker sind berüchtigt dafür, alle Arten von Begriffen zu erfinden, um verschiedene Blütenphänomene zu erklären, aber eine der interessantesten nennt man „Kauliflorie„. Dieser Begriff kann wörtlich übersetzt werden in „Stengelblume“. Die Blüten, Blütenstände und damit auch die daraus wachsenden Früchte entstehen direkt an verholzten Pflanzenteilen.

PapayaEs ist bekannt, dass die Insektenfauna von Regenwäldern in verschiedenen Höhen über dem Boden in horizontalen Schichten  verteilt ist. Viele „Kauliflorie“-Arten haben von einer Insektenfauna profitiert, die in Bodennähe lebt. Laut Stebbins stammen die heutigen kauiflorhaltigen Arten, die im Regenwald leben, von Vorfahren ab, die in offeneren Lebensräumen lebten. Größere Blüten, die zur dieser Gruppe der Kauliflorie gehören, sind im Allgemeinen ziemlich robust und gut haftend und können der „Sondierung“ größerer Vögel und Säugetiere standhalten. Vielleicht ebenso wichtig sind die großen Früchte, die den Frugivoren leicht zugänglich sind, da sie die Samen dieser Pflanzen verteilen. Tierische Besucher von Kauliflorie-Arten können in die folgenden vier allgemeinen Klassen eingeteilt werden.

  1. Säugetiere, die sich von den Früchten und dem Nektar von diesen Bäumen ernähren
  2. Vögel, die sich von den Früchten dieser Bäume ernähren
  3. Obstfressende Fledermäuse, die sich nach festkrallen an den Ästen von den Früchten, insbesondere den tropischen Feigen ernähren
  4. Kleine, krabbelnde und fliegende Insekten, die häufig die Blumen unter dem Baumkronendach besuchen.

Dies ermöglicht auch schwereren Tieren, etwa kleinen Säugern, die Bestäubung, und auch für Vögel oder Fledermäuse sind die Blüten besser erreichbar. Die danach entstehenden Früchte befinden sich oft direkt am verholzten Stamm oder an dicken Ästen, um die teils schweren Früchte besser zu halten, dabei kann es sein, dass die Früchte längere Stiele haben. Als Beispiel ist hier die Goethea strictiflora, die zu den Malvengewächsen gehört und auch

Goethemalve

oder Goethepflanze genannt wird. Diese Pflanze ist neben dem  Johannisbrotbaum, der Papaya, der Goetheblume, Goethea strictifloraKakaopflanze und noch einigen weiteren meist tropischen Pflanzen ein typisches Beispiel für eine Kauliflorie, also eine Stammblütigkeit. Diese Goethepflanze ist ein Strauch aus dem Unterwuchs brasilianischer

Blüten des Kakaobaumes

Regenwälder, dessen kleine rote Blüten von besonderer Ästhetik sind. Die Blüten entspringen direkt am Stamm. Der Botaniker C. G. D. Nees von Esenbeck widmete die Pflanze 1823 dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe, worüber dieser sich sehr erfreut zeigte. Bei den Blüten fallen zuerst vier große rote, zum Teil weißlich gezeichnete Außenkelchblätter auf. Die rote Blütenfarbe von Goethea strictiflora  sind ein deutlicher Hinweis auf Vogelbestäubung, in diesem Fall durch südamerikanische Kolibris.

Weitere Bildbeispiele für eine Kauliflorie

Auch der Judasbaum (Cercis siliquastrum), der rot-rosa-blühende Baum auf meiner Facebook-Startseite gehört wie der Kakaobaum oder der Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) zu dieser Gruppe der Kauliflorie bzw. Stammblütner.

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