Wenn wir von BEEREN sprechen, dann denken wir an die leckere Himbeere oder Johannisbeere. Dies aber hört der Botaniker gar nicht gern. Der Botaniker denkt nicht wie wir an die kleinen süßen, schmackhaften Früchte, sondern sagt ganz nüchtern: Als Beere gilt in der Botanik eine aus einem einzigen Fruchtknoten hervorgegangene Schließfrucht, bei der die komplette Fruchtwand auch noch bei der Reife saftig oder mindestens fleischig ist.
Diese Früchte sind im botanischen Sinne alles BEEREN !!
Was ist denn dann im botanischen Sinne eine Beere? Doch nicht etwa: Banane, Zitrone, Orange, Dattel, Melone, Kokosnuss, Kiwi, Papaya, Paprika, Tomate, Tamarillo, Kartoffelbeere, Auberginen, Tollkirsche und Avocado. Ganz richtig: dies sind im botanischen Sinne alles Beeren.
Nur zur allgemeinen Information: Das griechische Wort für Beere lautet: kókkos = die Beere. Nun wird sicherlich dem einen oder anderen einiges klarer.
Bei einem Kürbis oder einer Gurke spricht man wegen der harten Außenschicht sogar von einer Panzerbeere. Und was sind dann Erdbeeren, Himbeeren Johannisbeeren, Brombeeren, Vogelbeeren, Wacholderbeeren?
Und nun wird es noch komplizierter:
Beeren – Beerenobst – Fruchtobst – Sammelnussfrucht – Sammelsteinfrucht – Steinfrucht – Apfelfrucht – Zapfen
Die folgenden Früchte, die wegen ihrer äußeren Form „Beeren“ genannt werden, sind keine Beeren im Sinne der Botanik:
- Erdbeeren sind eine Sammelnussfrüchte
- Himbeeren und Brombeeren sind Sammelsteinfrüchte
- Boysenbeeren und Loganbeeren sind Kreuzungen aus Himbeeren und Brombeeren
- Holunderbeeren sind Steinfrüchte
- Vogelbeeren sind Apfelfrüchte
- Wacholderbeeren sind Zapfen
Beispiele für Beerenobst
Traditionell zählt man zum Beerenobst unter anderem:
Apfelbeere, Brombeere (Sammelsteinfrucht), Erdbeere (Sammelnussfrucht), Holunder, Johannisbeere, Heidelbeere, Himbeere (Sammelsteinfrucht), Maulbeere (Nussfruchtverband), Moltebeere (Sammelsteinfrucht), Moosbeere (Cranberry), Preiselbeere, Sanddorn, Stachelbeere, Taybeere, Weinbeere.
Fruchtobst
ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von Obst, bei denen die fleischigen oder saftigen Teile der Fruchtwand verzehrt werden. Verholzte Teile der Fruchtwand (Steinobst) sind in der Regel nicht zum Verzehr geeignet, Samen werden je nach Frucht dagegen mit verzehrt (z. B. Samen in Beeren).
Zum Fruchtobst gehören unter anderem Beeren (Stachelbeere, Johannisbeere, Heidelbeere, Zitrusfrüchte etc.), Steinfrüchte (Kirsche, Pflaume, Pfirsich etc.) oder auch Sammelfrüchte wie Himbeere oder Fruchtverbände (Feige, Maulbeere).
Hier kommt die Auflösung mit Beispielen
- Die Erdbeere ist eine Sammelnussfrucht. Die Früchte im biologischem Sinn sind kleine gelbe Nüsschen an der Oberfläche der roten Scheinfrucht. Die Fruchtknoten bilden je ein Nüsschen aus, die durch das Wachstum der später markant roten Blütenachse während der Reifezeit auseinandergerückt werden. Tiere, die die auffällige Erdbeerfrucht essen, scheiden die kleinen hartschaligen Nüsschen, die sich auf dem Fruchtfleisch befinden, wieder aus, so dass die Nüsschen – soweit sie geeignete Standortbedingungen vorfinden – keimen können. In Europa sind es Säugetiere wie Rotfuchs, Dachs, Igel , Rötelmaus und Siebenschläfer; Vögel wie Amsel, Hausrotschwanz, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke und Wirbellose wie Weinbergschnecke, einige Käferarten und Tausendfüßer, die von den Früchten angelockt werden. Sie sind damit an ihrer Verbreitung beteiligt. Ameisen schleppen die Früchte sogar in ihre Baue, verfüttern das Fruchtfleisch an ihre Larven und tragen anschließend die verbliebenen Nüsschen wieder weg. Die Erdbeere benutzt allerdings nicht nur die Endochorie (Nach dem Verzehr der sogenannten Diasporen (Samen) durch Menschen oder Tiere werden die hartschaligen Samen, Steinkerne und Nüsschen in der Regel wieder ausgeschieden. Verdauungssäfte bereiten die Samenschale auf ihre Keimung vor) und Blastochorie. Die Blastochorie ist die vegetative Ausbreitung von Pflanzen durch Selbstausläufer, die auch der Vermehrung dienen. Einige Pflanzen wie die Gartenerdbeere und die Walderdbeere sind beispielsweise in der Lage, mehrere Meter lange oberirdische Ausläufer (Stolonen) zu bilden. Diese bilden an geeigneten Stellen Adventivwurzeln und bilden dort neue Pflänzchen heran (ein interessanter Ausbreitungsmechanismus). Früchte, die an den Stängeln verbleiben, vertrocknen nach einiger Zeit, wobei die Nüsschen herabfallen.
- Die Himbeeren und Brombeeren sind Sammelsteinfrüchte. Eine Sammelsteinfrucht ist eine spezielle Fruchtform, bei der sich entlang der vorgewölbten Blütenachse aus den zahlreichen Fruchtblättern je eine kleine Steinfrucht entwickelt. Diese einzelnen Steinfrüchte haften untereinander zusammen und bilden dadurch die Sammelsteinfrucht, die sich beiFruchtreife in der Regel als Gesamtes ablöst. Anders als bei der Brombeere ist die Frucht nur lose an den Blütenboden gebunden und kann leicht abgezogen werden. Je nach Sorte können Himbeeren von Juni an bis zu den ersten Frösten im Spätherbst geerntet werden.
- Die Holunderbeere ist eine Steinfrucht. Steinfrüchte sind Schließfrüchte, bei denen der Samen von einem verholzten Kern umschlossen ist. Dabei ist das Exokarp häutig, das Mesokarp fleischig, während das Endokarp den holzigen Stein (Steinkern) bildet, in dem der Samenliegt. Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), in Norddeutschland oft auch als Flieder bezeichnet, ist ein Strauch aus der Gattung Holunder (Sambucus). Woran denkt man (frau) beim Namen Sambuco? Sambuca ist ein in der Regel farbloser, klarer Likör mit 38 bis 42 Volumenprozent Alkohol. Er wird mit Anis, Sternanis, Süßholz und anderen Gewürzen aromatisiert. Ursprünglich stammt der Likör aus dem Latium. Ob der Name „Sambuca“ vom italienischen Wort Sambuco für Holunder abstammt, ist umstritten, da er nicht unbedingt Holunder enthält. Es existieren weitere mögliche Erklärungen, z. B. die Abstammung von den „Sambuco“ genannten Schiffen der Sarazenen, die im Mittelalter Gewürze aus dem Orient in Italien einführten.
- Vogelbeere ist eine Apfelfrucht. Apfelfrüchte sind typische Kernobstgewächse. Bekannte Beispiele sind der namensgebende Apfel, die Birne und die Quitte, aber auch die Vogelbeere und der Speierling gehören dazu (Kernobst). Die Zugehörigkeit zu den Kernobstgewächsen kann man bei genauer Betrachtung der Früchte gut erkennen; sie sehen wie kleine Äpfel aus. Die Früchte reifen von August bis September. Die leuchtend roten und kugeligen „Beeren“ sind im botanischen Sinne wie oben schon gesagt Apfelfrüchte. Sie enthalten gewöhnlich drei Samen und bilden einen Durchmesser von etwa 1 cm aus. Häufig hängen die Früchte bis in den Winter hinein in dichten Büscheln am Baum. Über den Kot von Vögeln, die gerne die Beeren verspeisen, werden die Samen u. a. ausgebreitet (Vogelausbreitung). Die Samen sind nur nach einer längeren Lagerung in einer feuchten Umgebung keimfähig.
- Wacholderbeeren sind Zapfen. Die beerenförmigen, ei- bis kugelförmigen weiblichen Zapfen oft als Beeren bezeichnet, sind 0,3 bis 2 Zentimeter groß. Sie benötigen bis zur Reife ein bis zwei Jahre, bleiben geschlossen und werden bläulich. Die meist dicken, fleischigen Zapfenschuppen sind aus Deck- und Samenschuppen verwachsen und besitzen ein bis drei Samen. Die ungeflügelten, hartschaligen Samen sind rund bis kantig. Die beerenförmigen Zapfen werden von Vögeln als ganzes geschluckt und die Samen verlassen den Darmtrakt unversehrt. Wacholder-Arten sind sehr anpassungsfähig. Sie gedeihen in Klimaregionen, die von der subarktischen Tundra bis zu Halbwüsten reichen. Nahezu alle Arten sind gut an regenarme Zeiten angepasst. In Bergregionen sind es häufig Wacholder-Arten, die noch an der Baumgrenze gedeihen. Der auf den Azoren gedeihende Kurzblättrige Wacholder ist die einzige Nadelholzart, die sich auf einer mitten im Ozean liegenden Inselkette vulkanischen Ursprungs etablieren konnte. Die Samen der Vorfahren dieser Art gelangten vermutlich im Verdauungstrakt von Vögeln dorthin. Die säulenartigen Wacholderbüsche standen früher in vielen Gärten, weil sie eine ganze Hausapotheke in sich vereinigen. Wild wächst der Wacholder in großen Mengen in der Lüneburger Heide. Er gedeiht eigentlich überall, auch an der See. Die Heilwirkung des Wacholders reicht von der Förderung der Verdauung über die Harnorgane bis zum Atmungsapparat und Infektionskrankheiten. Die beiden Bilder zeigen die rötlichen Wacholderbeeren, gefunden in den Dünen von Cadiz. Ich habe sie probiert und sie schmecken in der Tat wie Wacholderbeeren. Nur etwas später erkannte ich, dass es sich um Stink-Wacholder, auch Sadebaum oder Gift-Wacholder gehandelt hatte. Wenige Tropfen von diesem Sadeöl sind meist tödlich. Ist alles gut gegangen.
Danke für die interessanten Infos! 🙂