24. Dezember 2024

Diagnose

Rückenschmerzen sind vielfältig. Neben vielen Ursachen existieren auch verschiedene Formen der Wahrnehmung und Verarbeitung. Das erschwert die Diagnostik. Dabei können schon einfache Untersuchungs- und Befragungsmethoden den Patienten und den Arzt ein gutes Stück weiterbringen.

Vorrangige Ziele der Diagnostik

ROT: Alarmsignal in der Rückendiagnostik: Lähmung, stärkste Schmerzen, Rücken- mitBrustschmerzenDie wichtigste diagnostische Aufgabe Ihres Arztes ist die schon zu Anfang erforderliche Unterscheidung zwischen spezifischen und nicht-spezifischen Rückenschmerzen. Diese frühe Unterscheidung dient vor allem der rechtzeitigen Aufdeckung von seltenen, aber gefährlichen Krankheitsprozessen, die ein frühes Eingreifen dringend erforderlich machen. Als Leitfaden für die erste Diagnostik dienen die sogenannten „Roten Flaggen“ (red flags), mit denen man unter der Vielzahl akuter Rückenschmerzen die wenigen bedrohlichen Fälle auszufiltern versucht. Rote Flaggen sind demnach Warnhinweise auf schwere Grunderkrankungen. Typische rote Flaggen sind beispielsweise neurologische Ausfälle wie Lähmungen, hohes Fieber oder akute Schmerzen, die von der Brust in den Rücken ausstrahlen.


Gesundheit ist nicht alles,

aber ohne Gesundheit ist alles nichts


Sind gefährliche Ursachen Ihrer Rückenschmerzen weitgehend ausgeschlossen, Gelbe Flagge für die meisten chronischen Rückenschmerzenwird der Orthopäde versuchen, anhand von Gesprächen und körperlichen Untersuchungen Risikofaktoren zu erfassen, die auf eine Chronifizierung Ihrer Schmerzen hindeuten können. Alles OK Diese Risikofaktoren sind in den gültigen diagnostischen Leitlinien unter dem Begriff „Gelbe Flaggen“ zusammengefasst. Eine ausführlichere Darstellung des Konzepts der „Roten und Gelben Flaggen“ finden Sie unter dem Menüpunkt „Symptome“ im Bereich „Rückenschmerzen“.

Akute und chronische Rückenschmerzen

Bandscheibenschäden mit SkolioseNeben der Einteilung der Rückenschmerzen in spezifisch und unspezifisch, ist eine Unterscheidung zwischen akuten und chronischen Rückenschmerzen notwendig. Grundlage dieser Unterscheidung ist die Schmerzdauer. Akute Schmerzen dauern nicht länger als 4 bis 6 Wochen. Länger dauernde Schmerzen sind chronisch. Gleichwohl sind diese Zeitangaben nicht als absolute Grenzwerte sondern als Richtwerte zu betrachten. Dazwischen existiert noch eine von vielen Faktoren abhängige Grauzone.

Die überwiegende Mehrzahl der Patienten hat akute, nicht spezifische Rückenschmerzen. Diese Schmerzen sind ein häufiger Grund für Arztbesuche in allen westlichen Industrieländern.

Körperliche Untersuchung und Anamnese

Ärztliche „Werkzeuge“ der ersten diagnostischen Maßnahmen sind die Anamnese freie Beweglichkeit(das diagnostische Patientengespräch) und die körperliche Untersuchung. Die körperliche Untersuchung gliedert sich in Inspektion und Funktionsprüfung. Mit der Inspektion beurteilt der Orthopäde, was er von außen an Ihrem Rücken und am übrigen Bewegungsapparat, speziell an der Wirbelsäule wahrnimmt. Bei der Funktionsprüfung wird untersucht, ob die betroffenen Anteile des Skeletts in ihren Aufgaben eingeschränkt sind.
Allgemein übliche körperliche Untersuchungen bei Rückenschmerzen sind:

  • Inspektion mit Palpation (Abtasten)
  • Beweglichkeitsprüfung
  • Neurologischer Status zum Ausschluss von Nervenschädigungen

Anamnese und Schmerzevaluation

Arzt-Patienten-GesprächDie Anamnese liefert wichtige Informationen, ist aber sehr stark von dem subjektiv erlebten Schmerzempfinden geprägt. Schmerzen werden individuell sehr unterschiedlich erlebt. Den Versuch, die erlebten Schmerzen des Patienten objektiv zu erfassen, nennt man Schmerzevaluation. Es gibt Menschen, die schon erheblich unter leichten und relativ harmlosen Beschwerden leiden und solche, die auch starke Schmerzen entweder klaglos ertragen oder vielleicht nicht einmal als solche wahrnehmen. Die Ergebnisse einer Schmerzevaluation sind deshalb für den Patienten manchmal enttäuschend, da er sich ein seinem Schmerzerleben oft nicht richtig verstanden fühlt.
In der Anamnese wird der Orthopäde auf Punkte eingehen wie:

  • Schmerzschilderung und Schmerzvorgeschichte
  • Vorerkrankungen
  • Verletzungen und Überlastungen
  • Neurologische und vegetative Ausfälle
  • Soziale Aspekte

Die körperliche Untersuchung und die Anamnese sind in der Regel ausreichendkörperliche Untersuchnung geeignet, zwischen spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen zu unterscheiden. Aber Vorsicht: Die Diagnose „unspezifische Rückenschmerzen“ nach dem Ausschluss möglicher gefährlicher Erkrankungen ist zunächst nur eine Arbeitshypothese. Bei anhaltenden Beschwerden oder neuen Untersuchungsergebnissen kann sie wieder in Frage gestellt werden. Dies ist auch der Grund, warum sich viele Ärzte nicht auf die Befunde aus Anamnese und körperlicher Untersuchung verlassen wollen, sondern standardmäßig zum Röntgen und zur laborchemischen Untersuchung raten.

Die modernen bildgebenden Verfahren

Magnet-Resonanz-Tomographie, MRTGeröntgt wird gerne und der Weg „in die Röhre“ ist, egal ob CT oder MRT, heute schon beinahe Standard. Daraus entwickelte sich bei den Patienten der Eindruck, dass eine Diagnostik ohne großen apparativen Aufwand eine schlechte Diagnostik ist. Das ist grundfalsch, denn den Wert einer Diagnostik kann man nicht Aufwand sondern nur an der therapeutischen Konsequenz messen.Bei nicht-Computertomogramm CTspezifischen Schmerzen gibt es bis heute keinen wirklichen Beleg dafür, dass die apparative Diagnostik eine über die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung hinausgehende therapeutische Konsequenz hat. Liegen keine „Roten Flaggen“ vor, d.h. besteht kein Warnsignal auf ein gefährliches Ereignis, kann auf eine radiologische MRT der LendenwirbelsäuleUntersuchung sogar verzichtet werden. Eine radiologische Untersuchung ist nur für den Ausschluss von schwerwiegenden Erkrankungen sinnvoll. Viele der im Röntgen entdeckten Veränderungen am Skelett und im Besonderen an der Wirbelsäule sind Zufallsbefunde. Ein Zusammenhang zwischen diesen Befunden und Ihren Rückenschmerzen ist meistens nicht wirklich gegeben. Eine radiologische Diagnostik (Röntgen, CT, MRT)

  • Sollte standardmäßig in den ersten vier Wochen nicht durchgeführt werden
    (Ausnahme: „Rote Flaggen“)
  • Sollte, falls geeignet, durchgeführt werden, wenn in der körperlichen Untersuchung Anhaltspunkte für Risiken gefunden wurden („Rote Flaggen“)
  • Sollte immer bei relevanten neurologischen Defiziten oder dem Verdacht auf radikuläre Symptomatik, Bandscheibenvorfall oder akuten Notfällen durchgeführt werden

 

© Text-Quelle www.ihrarzt.de, das Patientenportal des DOUV e.V.  (Deutscher Orthopäden- und Unfallchirurgen Verband e.V.)

 

 

 

2 Kommentare zu Diagnose

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