24. Dezember 2024

SKRIPAL: Verdächtige mit verdächtigen Pässen

Es waren keine normalen Reisepässe, mit denen die Russen, die Sergej Skripal vergiftet haben sollen, nach Salisbury kamen. Ein Rechercheteam hat Hinweise auf Decknamen.

Die britische Regierung beschuldigt Alexander Petrow und Ruslan Boschirow, mit dem Nervengift Nowitschok einen Anschlag auf den russischen Doppelagenten Sergej Skripal verübt zu haben. Sie selbst hingegen sagten im russischen Fernsehen, sie seien nur Touristen gewesen, sie hätten sich lediglich die wunderschöne Stadt Salisbury ansehen wollen. Nun hat das Rechercheteam Bellingcat zusammen mit dem russischen Medium The Insider Informationen veröffentlicht, die eher für die britische Version sprechen. Hier der Bericht auf englisch.

Demnach gibt es bei den Pässen, mit denen Petrow und Boschirow reisten, einige Auffälligkeiten, die darauf hindeuten, dass die Dokumente von einem Geheimdienst als Tarnidentität ausgestellt wurden. Bellingcat und The Insider berufen sich dabei auf eine ungenannte Quelle, die demnach Zugang zur zentralen russischen Passdatenbank hat.

Die Pässe der beiden wurden laut dem Bericht 2009 ausgestellt. Sie lauteten auf die Namen Alexander Jewgeniewitsch Petrow und Ruslan Timurowitsch Boschirow. Geburtsdaten und Geburtsorte passten zu denen der Aeroflot-Passagierliste und die Passfotos zu denen, die die britische Regierung veröffentlicht hatte. Jedoch würden zu diesen beiden Namen keine Passdokumente oder Informationen in der russischen Zentraldatenbank existieren, die vor dem Jahr 2009 datiert seien. Das sei ungewöhnlich, da normalerweise alle früheren Dokumente, die für diesen Menschen ausgestellt worden waren, in der Datenbank verzeichnet seien.

„STRENG  GEHEIM“

Das lasse den Schluss zu, schreibt Bellingcat, dass es sich dabei um Decknamen eines Geheimdienstes handele. Die russische Nachrichtenseite Fontanka stützt diese Argumentation. Sie berichtet , dass die Passnummern der beiden Dokumente sehr nahe beieinander lägen. Hier der Bericht in russisch. Die Pässe von Petrow und Boschirow hätten die Endnummern …1294 und …1297.  Die Pässe müssen demnach nahezu gleichzeitig ausgestellt worden seien.

Bellingcat und The Insider haben sich daraufhin die beiden Pässe mit den dazwischen liegenden Nummern …1295 und …1296 angeschaut und auch bei diesen die gleichen Auffälligkeiten gefunden wie beim Pass von Petrow.

Denn vor allem dieser erregte die Aufmerksamkeit der Investigativjournalisten. In der Datenbank seien unter seinem Namen besondere Vermerke verzeichnet: Ein Stempel mit der Aufschrift „Keine Informationen herausgeben“ und eine handschriftliche Notiz „Es gibt einen Brief. C.C.“ Laut Bellingcat steht die Abkürzung CC für совершенно секретно, russisch für „streng geheim“. Solche Anmerkungen gäbe es nicht in normalen Pässen, sie würden sich nur bei jenen finden, die von russischen Geheimdiensten als Tarnidentität genutzt würden.

Die britische Premierministerin Theresa May hatte Anfang September im Unterhaus gesagt, die beiden Beschuldigten seien Angehörige des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Man habe genug Indizien, die sie mit dem Anschlag in Verbindung brächten.

Jedem Zusatzstoff ist eine sogenannte E-Nummer zugeordnet.

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