RIZIN kommt in der Natur vor, NOWITSCHOK wird in vielen Variationen in streng geheim gehaltenen Laboren hergestellt.
Dieses tödliche Gift mit Namen RIZIN darf aber nicht mit dem Heilmittel: 100% pures Rizinusöl* verwechselt werden. Dieses Bio-Extra-Virgin-Rizinusöl ist ein echtes Schönheitsmittel! Es wirkt wie ein natürliches Serum für das Wimpernwachstum (Wimpernwachstums Verstärker), Conditioner, heiße Ölbehandlung, Feuchtigkeitscreme und Maske, um auf natürliche Weise schönes Haar, Wimpern, Brauen und Haut zu kräftigen – ohne die aggressiven Chemikalien!
UND HIER DIE THEMEN
- Wunderbaum
- Rizinuspflanze
- Rizinusöl
- Rizinolsäure
- Rizin-Vergiftung
- Rizin als Waffe
- Immun gegen Gift?
- Rizin zur Selbsttötung
- Nowitschok
- Was sagt die Presse
- Gegenmittel
- Der Mordversuch an Ehepaar SKRIPAL
- Das Protokoll der Auftragskiller
- Auftragskiller seien nur Touristen
- Fallbeispiele aus den letzten 40 Jahren
- Giftpflanzen der Jahre 2005-2018
- Alarm im Pentagon (02.10.2018)
Wunderbaum ?? Viele fragen sich, warum die Pflanze, deren Samen das RIZIN (russ: рицин) enthält, das stärkste aller Pflanzengifte – ein winziger Tropfen unter die Haut gespritzt wirkt schon tödlich – WUNDERBAUM genannt wird. Damals war bei der Namensgebung WUNDERBAUM die Toxizität des Inhaltes des Rizinussamens noch gar nicht bekannt.
Der Name Wunderbaum gründet sich auf der biblischen Erzählung, wonach die Pflanze zum Schutze des Propheten Jonas in Ninive in einer Nacht zum Baume aufgeschossen ist. Die gewaltige Wuchskraft der Pflanze, die zu den Wolfsmilchgewächsen (Euphorbiaceaen) zählt, wird auch der „Wunderbaum der Bibel“ oder Christuspalme genannt wird. Rizinus ist als biblische Pflanze oder als Schmuckstaude im Garten vielleicht bekannt – vor allem jedoch sieht man ihn als Medizinalpflanze. Allen ist das Rizinusöl bekannt, das ja bei einer bestimmten Anwendung eine „durchschlagende“ Wirkung haben kann. Da das in den Samen enthaltene höchstgiftige RIZIN nicht fettlöslich sondern wasserlöslich ist, kann es vollkommen vom Rizinusöl getrennt werden. Dazu aber später mehr unter Ricinolsäure.
ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Ricinus, die zur Familie der Wolfsmilchgewächse wie z. B. der Weihnachtsstern, der Christusdorn, der Kautschukbaum, die Yuka (Maniok) sowie auch die „Springbohne“ gehört. Der biologische Fachbegriff monotypisch besagt, dass innerhalb einer Gruppe in der biologischen Systematik nur ein einziger Typus vorkommt. Der botanische Name stammt vom lateinischen Wort ricinus für „Zecke“, da die Samen der Pflanze in ihrer Form an Zecken erinnern. Andere deutsche Trivialnamen sind Christuspalme, Hundsbaum, Läusebaum, Kreuzbaum oder, den Gattungsnamen verallgemeinernd, Rizinus. Die Botaniker des 16. Jahrhunderts, bei denen der Name Wunderbaum erstmals belegt ist, sehen das Wunderliche nur im äußeren Erscheinungsbild. Der Wunderbaum trägt reichlich Früchte, die sogenannten „Castorbohnen“, die an eine vollgesaugte Zecke erinnern. Die Samen sind schnellkeimend. Zusammen mit seinem schnellen Wachstum führt dies dazu, dass er in einigen südlichen Bundesstaaten der Vereinigten Staaten mittlerweile als invasive Art behandelt wird.
Rizinusöl
ist das viskose (zähflüssige), durchsichtige bis gelbliche Öl dieser Pflanze (auch Kastoröl, pharmazeutische Bezeichnung: Ricini oleum, früher: Oleum Ricini s. Castoris genannt). Es wird aus den Samen der Pflanze (Ölanteil von etwa 40 bis 50 %) kalt gepresst und besteht zu 70 bis 77 Prozent aus Triglyceriden der Ricinolsäure. Im Gegensatz zu den Samen ist es ungiftig. Neben seiner medizinischen Anwendung als Laxans
(Abführmittel) wird es in Mischung mit Methanol auch zur Schmierung von Verbrennungsmotoren im Modellbau eingesetzt (Glühzündermotoren). Mischt man einige Tropfen des Öls in neutrales Shampoo/Spülung oder Duschgel, kann man eine optimale Körperpflege sicherstellen.
Eine weitere sehr positive Eigenschaft des kaltgepressten, geruchsfreien und ohne Zusatzstoffe hergestellte Rizinusöl ist einmal bei konsequenter Anwendung die Pfege der Augenbrauen und Wimpern, es regt das Wachstum der Brauen und Wimpern an und spendet Feuchtighkeit.
Rizinusöl (Ricinus und Rizinus, beides ist korrekt) besitzt die kostbare Eigenschaft, die menschliche Haut zu glätten sowie den Feuchtigkeitsgehalt wesentlich zu verbessern. Da natürliches Rizinusöl besonders intensiv auf der Haut einzieht und sie somit gegen äußere Einflüsse schützen kann, ist es als Hautpflegemittel gut geeignet.
Ricinolsäure
wird mittels Hydrolyse aus Rizinusöl gewonnen. Es reizt die Darmschleimhaut und die Aufnahme von Natrium und Wasser aus dem Darm wird wirkunsgvoll gehemmt. Im selben Zuge gelangen vermehrt Elektrolyte und Wasser in den Darm. Der Stuhl wird weicher und nimmt an Volumen zu. Gleichzeitig werden Enzyme gehemmt, welche die Darmmuskulatur erlahmen lassen. Dieser Vorgang bewirkt, dass eine wesentlich höhere Darmtätigkeit begünstigt wird, was den gewünschten abführenden Effekt hat. Innerlich angewendet wirkt Rizinusöl als Abführmittel, da es über den Darm nicht aufgenommen wird. In der Geburtshilfe wird dieses Rizinusöl als so genannter Wehencocktail gegeben, um Geburtswehen auszulösen. Für die Wirkung wird die freie Ricinolsäure verantwortlich gemacht, die durch die Gallensalze und die fettspaltenden Enzyme der Bauchspeicheldrüse im Dünndarm entsteht. In beiden Fällen wirkt die Säure dabei auf Prostaglandinrezeptoren.
Für 1 kg Rizinusöl benötigt man etwa 1000-1200 Samen, und pro Hektar Land kann man in Abhängigkeit von Bodenbeschaffenheit und Region sowie Klima etwa 1 Tonne Rizinusöl erwirtschaften.
Ricinus communis
Die Samenschalen des Wunderbaums sind sehr giftig, da sie das toxische Eiweiß Rizin (wissenschaftl.: Ricin), ein Lektin, enthalten. Der Rizingehalt in den Samen des Wunderbaums liegt bei etwa 1 bis 5 Prozent. Bei der Einnahme von Rizin kann schon eine Menge von 0,25 Milligramm tödlich wirken, das entspricht wenigen Samen. Die parenteral tödliche Dosis beträgt bei Mäusen je nach Reinheitsgrad der Substanz etwa ein Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Rizin löst sich zwar in Wasser, ist aber fettunlöslich und daher im Rizinusöl nicht enthalten. Beim Pressen der Samen verbleibt das Gift somit in den Pressrückständen.
Symptome einer Rizin-Vergiftung sind:
- Starke Schleimhautreizung (unter anderem Brennen in Mund und Rachen)
- nach Resorption Änderung der Syntheserate von essentiellen Enzymen
- Schädigung von Niere, Leber, Magen und Darm
- Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe
Der Tod tritt üblicherweise durch Kreislaufversagen etwa zwei Tage nach der Vergiftung ein. Ein agglutinierendes Protein führt zum Verklumpen der roten Blutkörperchen. Es ist kein Gegengift bekannt. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt und außerdem sehr leicht herstellbar. Da es auch über die Atemwege wirkt, wurde es von der britischen Armee auf seine Verwendbarkeit als Kampfstoff geprüft, sein Einsatz jedoch verworfen und die entsprechenden Vorräte vernichtet, insbesondere, da es sich nur schwer als Aerosol verteilen lässt und eher für Anschläge auf Einzelpersonen geeignet ist.
Ricinus-Samen
Trotz seiner mangelnden Eignung für einen Angriff mit dem Ziel von Massentötungen ist Rizin in der Liste 1 der Chemiewaffenkonvention (CWC) aufgeführt, die die giftigsten Toxine enthält, und zugleich auch in der letzten Version der Bio- und Toxinwaffen-Konvention (BTWC).
Die Geschichte von Ricin als biologische Waffe
Die Geschichte, Rizin (Ricin) als Waffe zu benutzen, ist über 100 Jahre alt. Bereits während des Ersten Weltkriegs erforschten die Vereinigten Staaten Ricin als potentielles schädliches Gift für biologische Waffen an der American University Experimental Station. Einen groben Überblick kann man sich auf der Seite von globalsecurity.org verschaffen. Hier findet sich unter WMD (Weapons of Mass Destruction) = Massenvernichtungswaffen ein interessanter Artikel.
Der erste bekannte Einsatz von
Rizin als Waffe
war 1978 beim Regenschirmattentat (hier Video ansehen), als der bulgarische Journalist und Dissident Georgi Markov in London von bulgarischen Geheimdienstagenten auf offener Straße mit einem Regenschirm, dessen Spitze mit einer 1,52 Millimeter großen Kugel mit 40 Mikrogramm des Toxins präpariert worden war, angegriffen und in den Unterschenkel gestochen wurde. Markow starb einige Tage später im Krankenhaus an einem Kreislaufversagen als Folge der Vergiftung. Im Januar 2003 wurde bei der Festnahme mutmaßlicher Islamisten in Großbritannien eine geringe Menge Rizin gefunden.
Rizin zur Selbsttötung
Eine Seniorin hatte im Dezember 2017 in einem Altenheim in den USA mit selbst gemachtem Rizin experimentiert und das hochgefährliche Gift an ihren Mitbewohnern getestet. Zu Tode kam zum Glück niemand. Wie das US-Justizministerium mitteilte, bewohnt die 70 Jahre alte Seniorin ein Apartment in einer Seniorenresidenz. Im Rahmen einer Untersuchung in einem Krankenhaus, wo sie sich durchchecken lassen wollte, erzählte dabei den Ärzten, sie habe Rizin hergestellt und anderen Bewohnern über Wochen in Essen und Getränke gemischt. Daraufhin wurde die US-Bundespolizei FBI alarmiert. Die Beamten entdeckten in der Küche der 70-Jährigen mehrere selbst etikettierte Fläschchen und Pillendosen, darunter eine Flasche mit der Aufschrift „Rizin“. Tests bestätigten, dass es sich um das hochgefährliche Gift handelte. In den anderen Fläschchen waren Extrakte von Äpfeln, Kirschen und Fingerhut, aus denen nach Einschätzung der Experten ebenfalls Gift hergestellt werden kann.
Eine extrem seltene Ausnahme
Nun aber gehören Sie, liebe Leser, sicherlich nicht zu den Glücklichen, die immun sind gegen dieses Rizin. Davon gibt es weltweit nur drei Menschen (soweit bekannt), die Rizin eigentlich ohne Probleme trinken könnten. „Ein Patient der Uniklinik in Münster ist immun gegen die Substanz. Für die Forschung ein Glücksfall“ konnte man Anfang 2018 in der Weltpresse lesen. Weiter hieß es dort: „Ein paar Milligramm Rizin – mehr braucht es nicht, um binnen Stunden den stärksten Sportler zu töten. Der zarte Patient dagegen würde eine Attacke mit dem Gift überstehen. Aufgrund eines genetisch bedingten Stoffwechsel-Defekts ist der 20-Jährige dagegen immun – als einer von drei Menschen weltweit, die bekannt sind. „Für die Forschung ist der Patient ein Glücksgriff“, sagt Prof. Thorsten Marquardt, der am Uniklinikum Münster den Bereich Angeborene Stoffwechselerkrankungen leitet. Auch dank ihm versteht man den Aufnahmemechanismus des Gifts besser. Wo man die Mechanismen kennt, kann man Gegengifte entwickeln, erklärt Marquardt.“
Das unheimliche Nervengift Nowitschok
Im Gegensatz hierzu ist das Nowitschok (russisch Новичок, deutsch ‚Neuling‘, englische Transkription Novichok) ist eine Gruppe stark wirksamer Nervengifte und -kampfstoffe der vierten Generation, die ab den 1970er-Jahren in der Sowjetunion entwickelt und mindestens bis in die 1990er-Jahre in Russland weiter erforscht wurden. Das Gift selbst ist ein Zwei-Komponenten-Gift – ein Gel. Jede Komponente für sich ist ungefährlich. Werden aber beide Gele gemischt, ist es das schlimmste Nervengift der Welt. Während Rizin ein wasserlösliches, lipidunlösliches und hitzeempfindliches Protein ist und zur Gruppe der Ribosomeninaktivierenden Proteine (RIP) des Typs 2 (RIP-II) gehört und seine toxische Wirkung auf einen mehrstufigen Prozess zurückzuführen ist, welcher eine Zellbindung, einen Transport durch die Zelle, eine Aktivierung im endoplasmatischen Reticulum und letztlich eine fatale Hemmung der Proteinbiosynthese einschließt, basiert das künstlich hergestellte Nowitschok auf Phosphorsäureester. Das Nervengift zählt zur Gruppe der Acetylcholinesterase-Hemmer. Nowitschok ist ein sogenannt binärer Kampfstoff. Das heisst: Die Bestandteile der einzelnen Varianten – jeder für sich relativ harmlos – können getrennt gelagert werden. Das ermöglicht eine nahezu ungefährliche Handhabung vor dem Einsatz. Erst miteinander kombiniert entfalten sie ihre tödliche Wirkung bei geringsten Dosen. Schon 1 (EIN !) Tropfen dieses Nervengiftes kann tödlich wirken. Wer kennt nicht die Pressemitteilungen: „Skripal und seine 33-jährige Tochter Julia waren am 4. März in einer Kleinstadt bewusstlos auf einer Parkbank entdeckt worden. Sie wurden Untersuchungen zufolge mit einer geringen Menge des Nervengifts Nowitschok in flüssiger Form vergiftet. Spuren davon wurden an Orten nachgewiesen, die sie besucht hatten. Die höchste Konzentration stellten Experten an einer Türklinke am Wohnhaus des Ex-Spions fest. “ Das Bild zeigt die Spezialisten sicher verpackt in Tyvek-Anzügen, Atemmasken usw. . Die Beschaffenheit und das Material dieser Schutzanzüge wird ausführlich in dem Post „Bitte nicht wegwerfen“ beschrtieben. Mit einem Klick kommenSie dorthin —> https://www.wilram.de/2018/05/17/bitte-nicht-wegwerfen/#wora
Was wird/wurde über Nowitschok und Rizin gesagt, geschrieben und berichtet?
CNN vom 16.07.2014:
Die texanische Schauspielerin Shannon Guess Richardson, die zugegeben hatte, Briefe mit dem hochgiftigen Rizin an Präsident Barack Obama und den New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg geschickt zu haben, wurde am 16.07.2014 zu 18 Jahren Gefängnis und zur Zahlung von 367.000 Dollar verurteilt, teilte die US-Anwaltskanzlei mit. Im Rahmen der Ermittlungen gegen Richardson wurde die Existenz des bis dahin geheimen MICT-Programms (Mail-Isolation-Control-and-Tracking-Programms) bekannt, bei dem alle vom United States Postal Service transportierten Briefumschläge fotografiert werden.
Diese MICT, sinngemäß übersetzt etwa Isolierung, Kontrolle und Nachverfolgung von Postsendungen, ist ein vormals geheimes Programm zur Massenüberwachung, das durch den United States Postal Service (USPS) durchgeführt wird. Dabei werden alle Briefumschläge, die vom USPS verarbeitet werden, fotografiert – im Jahr 2012 waren dies etwa 160 Milliarden – und mittels Texterkennung (OCR) in Klarschrift überführt. Auf Nachfrage der Strafverfolgungsbehörden kann so die postalische Korrespondenz nachträglich verfolgt werden. MICT wurde nach den Anthrax-Anschlägen 2001 eingeführt, die fünf Menschen – inklusive zweier Mitarbeiter von USPS – töteten. Auch die Deutsche Post fotografiert die Adressen aller Postsendungen. Dies geschehe – so das Unternehmen gegenüber der Welt am Sonntag – für interne Zwecke, wie die Sicherstellung einer korrekten Zustellung. Darüber hinaus gäbe es längerfristige Pilotprojekte, in denen den US-amerikanischen Behörden entsprechende Daten von Geschäftskunden zur Verfügung gestellt würden. Ziel sei eine zukünftige Vereinfachung der Zollabfertigung.
Merkur.de vom 17.09.2018: Interview mit Verdächtigen im Fall Skripal sorgt für Spott.
Zeit-Online vom 18.9.2018: Verdächtige reisten mit verdächtigen Pässen.
In Spiegel-online kommt der Mitentwickler des Nervengiftes Nowitschok, quasi einer der Väter des Nervengiftes, Herr Wil Mirsajanow zu Wort.
Das Schweizer Portal „20Minuten“ schreibt am 13.03.2018: «Es ist die reine Folter, der Schmerz hält Wochen an»
Die WELT sagt am 14.03.2018: Das steckt hinter dem Nowitschok, dem gefährlichsten aller Nervengifte
in phoenix-HD am 20.03.2018 ein Talk über 41 Minuiten zum Thema: Hubert Seipel und Ivan Rodionov zu Skripal/Nowitschok & Wahlen in Russland.
„Die Presse“ schreibt am 22.03.2018: Giftaffäre: Russischer Chemiker gab Nowitschok an Kriminelle weiter
EURONEWS sagt in YOUTUBE am 16.04.2018: Russischer Enthüllungsjournalist Maxim Borodin tot
BBC Newsnight in YOUTUBE am 30.04.2018: How did Russian journalist Maxim Borodin die?
ZEIT-ONLINE fragt am 16.05.2018: Woher kannte der Westen eigentlich den chemischen Kampfstoff Nowitschok?
Das stand in Süddeutsche Zeitung am 17.05.2018
Dieses sah und hörte man in der ARD-Tagesschau vom 21.05.2018 über Nowitschok und Sergej Skripal.
Was die ARD-Tagesschau am 07.06.2018 berichtete (und noch einiges mehr) können Sie hier erfahren.
Gegenmittel:
- Gegen eine Vergiftung mit Rizin gibt es kein Gegenmittel. Sofern die aufgenommene Giftmenge nicht sicher tödlich ist, kann dem Vergifteten nur durch eine intensive medizinische Betreuung bzw. durch die Anwendung lebenserhaltender Maßnahmen geholfen werden.
- Beim Nowitschok, das in hundert verschiedenen Variationen existiert (in fester, flüssiger als auch pulveriger Form) führen Unkontrollierte Nerven-Signale führen zum Tod. Aber gibt Gegegnmittel –> siehe weiter unten.
Es bleibt weiterhin unklar, welche der Nowitschok-Verbindungen genutzt wurden, um Skripal und seine Tochter zu vergiften. Aber immerhin verstehen die Ärzte die Auswirkungen der Gifte gut. „Sie reagieren sehr ähnlich wie andere Nervengifte“, sagt Carlin. Im Prinzip löst das Gift eine Protein-Kettenreaktion aus, die dazu führt, dass Körpergewebe, Organe und Muskeln unkontrolliert mit Signalen bombardiert werden. Das geschieht durch den Neurotransmitter Acetylcholin, den der vergiftete Körper ungehemmt produziert.
„Die Signale kommen ununterbrochen und überlasten das Körpergewebe, die Muskeln und Organe. Das führt zu übermäßigem Speichelfluss und Atemproblemen, weil die Muskeln nicht mehr kontrollierbar sind. Es kann zu Lähmungen, Krämpfen und letztlich zum Tode führen, wenn die Dosis hoch genug ist oder die Belastung lange genug anhält.“ Weil Nowitschok-Verbindungen viel mächtiger sind als andere bekannte Nervengifte, reichen geringere Mengen davon aus, oder auch eine kürzere Zeit, um den gleichen Schaden anzurichten.
Michelle Carlin lehrt forensische und analytische Chemie an der Northumbria Universität in Newcastle und schlägt als Gegenmaßnahme bzw. als Soforthilfe vor:
-
Ein Medikament, um die Nervensignale zu bändigen
-
ein zweites Medikament als Gegengift
- Zum einen Pralidoxim, das die Produktion von Cholesterasebeschleunigt. Dieses Enzym wird durch das Nervengift blockiert, dadurch wird der ganze Signalweg durcheinandergebracht. Sobald wieder Cholesterase produziert wird, kann auch der Neurotransmitter Acetylcholin wieder unter Kontrolle gebracht werden. Dadurch geht die Flut der Signale an die Muskeln und Organe zurück, die Nerven beruhigen sich wieder.
Für chemisch interessierte Leser etwas genauer: Pralidoxim s, 2-Pyridinaldoximmethyliodid (Abk. PAM), E pralidoxime, Substanz, die als Antidot bei Vergiftungen mit Phosphon- und Phosphorsäureestern (Acetylcholin-Esterase-Hemmer) eingesetzt wird. Pralidoxim ist in der Lage, die bei solchen Vergiftungen blockierte (phosphorylierte) Acetylcholin-Esterase durch Übernahme des Phosphoryl- bzw. Phosphonylrestes zu reaktivieren. Eine Weiterentwicklung von Pralidoxim stellt das Obidoximchlorid dar. Acetylcholin-Esterase-Reaktivatoren, Parasympathomimetika.
- Zum Anderen muss Atropin, ein Alkaloid, verabreicht werden, das auch in Tollkirschen vorkommt und als Gegengift nicht nur gegen Nowitschok-Verbindungen wirkt. „Es ist auch ein Gegengift gegen andere Organophosphat-Insektizide und Pestizide“, erklärt die berühmte Toxikologin Michelle Carlin.
Fallbeispiele aus den letzten 40 Jahren
1 9 7 8
Rizin wurde 1978 als Waffe
beim Regenschirmattentat (hier Video ansehen) eingesetzt. Der bulgarische Journalist und Dissident Georgi Markov wurde in London von bulgarischen Geheimdienstagenten auf offener Straße mit einem Regenschirm, dessen Spitze mit einer 1,52 Millimeter großen Kugel mit 40 Mikrogramm des Toxins präpariert worden war, angegriffen und in den Unterschenkel gestochen. Markow starb einige Tage später im Krankenhaus an einem Kreislaufversagen als Folge der Vergiftung. Im Januar 2003 wurde bei der Festnahme mutmaßlicher Islamisten in Großbritannien eine geringe Menge Rizin gefunden.
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1991 wurden in Minnesota mehrere Mitglieder der rechtsextremistischen Gruppe Patriot’s Council festgenommen, weil sie für einen Anschlag auf Bundespolizisten eine Menge an Rizin hergestellt hatten, die für die Tötung von über 100 Menschen ausreichend gewesen wäre. Vier von ihnen wurden gemäß dem „Biological Weapons Anti-Terrorism Act“ von 1989 für schuldig befunden, sie waren die ersten nach diesem Gesetz Verurteilten überhaupt.
1 9 9 5
1995 wurde an der Grenze von Alaska ein ebenfalls dem rechtsextremistischen Lager zugerechneter Mann festgenommen beim Versuch, 130 Gramm pulverisiertes Rizin nach Kanada einzuschmuggeln. Hierzu steht im CNS-Reports: Die Entdeckung von Ricinpulver im US-Senatsbüro des Mehrheitsführers Bill Frist mag sich nicht als sehr schädlich erweisen, wird sich jedoch als beunruhigend erweisen. Die Verwendung von Ricin, einem tödlichen Toxin aus der Rizinuspflanze, ist der zweite Fall in drei Jahren, in dem jemand Post mit einer giftigen Substanz an die Büros der höchsten Gesetzgeber des Landes geschickt hat. Der vorherige Fall im Jahr 2001 umfasste Sporen von Bacillus anthracis und führte zu fünf Todesfällen und zahlreichen Infektionen. Der aktuelle Ricin-Vorfall scheint keine Verluste zu verursachen, könnte aber das Ergebnis eines Nachahmers sein, der versucht, das Chaos der „Anthrax-Buchstaben“ nachzuahmen. Obwohl dies das erste Mal ist, dass Ricin offenkundig gegen solch ein hochkarätiges Ziel eingesetzt wurde, existieren Präzedenzfälle für den Einsatz dieses biologischen Kampfmittels.
2 0 0 1
Die Londoner Times berichtete am 16. November 2001, dass in verlassenen Al-Qaida-Häusern in Kabul Herstellungsanleitungen für Rizin gefunden worden waren, allerdings kein Rizin selbst.
2 0 0 2
Im August 2002 gaben US-amerikanische Behörden bekannt, dass die islamistische Terrororganisation Ansar al-Islam Versuche mit Rizin und anderen chemischen und biologischen Kampfstoffen im Nord-Irak angestellt habe.
2 0 0 3
Am 9. Januar 2003 meldete die dpa, dass in London kleinere Mengen Rizin sowie Geräte zu seiner Herstellung gefunden worden waren. In diesem Zusammenhang wurden sechs Algerier festgenommen. Im April 2005 wurden bis auf einen alle Beteiligten freigesprochen. Ein Angeklagter wurde wegen Mordes an einem Polizisten, den er während einer Hausdurchsuchung erstochen hatte, zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Ermittlungsbehörden gaben in dem Verfahren entgegen früheren Meldungen an, kein Rizin, sondern lediglich amateurhafte Anweisungen zu seiner Herstellung gefunden zu haben.
2 0 0 8
Im Februar 2008 wurde in einem Hotelzimmer in Las Vegas Rizin gefunden. Die dortige Polizei erklärte, eine schwer vergiftete Person sei in ein Krankenhaus eingeliefert worden und schwebe in Lebensgefahr. Trotz des Fundes von Waffen und „anarchistischer Literatur“ glaube man nicht an einen terroristischen Hintergrund.
2 0 1 1
Am 12. August 2011 berichtete die New York Times über geheimdienstliche Erkenntnisse bezüglich des Versuchs zur Herstellung von Rizin durch den regionalen Arm von Al-Qaida im Jemen. Demnach sei die US-Regierung besorgt, dass dort Rizin für Anschläge gegen die USA hergestellt werden könne.
2 0 1 3
Am 16. April 2013 wurden je ein Brief mit Rizin an den republikanischen US-Senator Roger Wicker und an den US-Präsidenten Barack Obama abgefangen. Am 30. Mai 2013 wurde bekannt, dass am 24. bzw. 26. Mai 2013 zwei Briefe mit Rizin an den zu dieser Zeit amtierenden New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg abgefangen worden waren. Als Absenderin der Briefe an Bloomberg und Obama wurde die Schauspielerin Shannon Guess Richardson ermittelt; sie gestand dies. Sie wurde zu 18 Jahren Haft und 367.222 Dollar Entschädigungszahlung verurteilt.
2 0 1 4
Anfang September 2014 wurden in einem US-amerikanischen Labor der National Institutes of Health nahe Washington schlecht gesicherte Rizinrestbestände aus Waffenexperimenten im Ersten Weltkrieg gefunden, zusammen mit Pest- und Botulismus-Erregern
2 0 1 8
Im Juni 2018 fand die Kölner Polizei in einer Wohnung eines Tunesiers Substanzen zur Herstellung von Rizin, und wertete dies als Vorbereitung für den Bau einer biologischen Waffe. Der Generalbundesanwalt nahm die Ermittlungen wegen des Verdachtes auf eine schwere staatsgefährdende Straftat auf.
04.03.2018 Mordversuch an Ehepaar SKRIPAL
Am 4. März 2018 wurde Sergei Skripal zusammen mit seiner 33-jährigen Tochter Julija, die am Vortag aus Russland zu Besuch gekommen war, in Salisbury auf einer Parkbank bewusstlos aufgefunden. Zuvor hatte Skripal sein Auto geparkt (13:40h), mit seiner Tochter einen Pub aufgesucht und danach gegen 14:20 Uhr eine Pizzeria betreten. Eine Stunde später verließen sie das Lokal, wohl um zurück zum Auto zu gehen. Um 16:20 Uhr entdeckten Passanten sie bewusstlos auf einer Parkbank an einer Grünanlage.
Die medizinischen Umstände ließen den Verdacht einer gezielten Vergiftung mit einer zunächst unbekannten Substanz aufkommen. Beide kamen auf die Intensivstation einer Klinik. Am 7. März gaben die britischen Ermittler bekannt, dass Skripal und seine Tochter mit einem Nervenkampfstoff vergiftet wurden. Die Ermittler konnten den genauen Kampfstoff identifizieren, veröffentlichten ihn aber zunächst nicht, bis auf die Information, dass es sich um ein extrem seltenes Gift handele. Die Verwendung eines Nervengiftes, das gewöhnlich nur in militärischen Labors aufbewahrt wird, wurde als ein wichtiger Hinweis auf eine mögliche Beteiligung des russischen Staates gewertet.
Am 30. Juni kam es zu einem Vorfall in der nahe Salisbury gelegenen Stadt Amesbury. Ein britisches Paar aus dem nahen Amesbury kam versehentlich mit dem Nervengift in Kontakt. Der Mann hatte nach eigenen Angaben ein Fläschchen gefunden, das er irrtümlich für einen Parfümflakon hielt und seiner 44-jährigen Freundin schenkte. Sie rieb sich mit der Flüssigkeit ein – die dreifache Mutter starb am 8. Juli einen qualvollen Tod.
05.09.2018 Die britische Polizei hat zwei Verdächtige im Fall des Attentats auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia benannt. Es soll sich demnach um die Russen Alexander Petrow und Ruslan Boschirow (beide etwa 40 Jahre alt) handeln.
Später kam ein britisches Paar aus dem nahen Amesbury versehentlich mit dem Nervengift in Kontakt. Der Mann hatte ein Fläschchen gefunden, das er nach eigenen Angaben irrtümlich für einen Parfümflakon hielt und seiner Freundin schenkte. Sie soll sich mit der Flüssigkeit eingerieben haben – die dreifache Mutter starb am 08.07.2018, acht Tage nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert worden war.
Das Nervengift, an dem im Juni eine Frau im englischen Amesbury starb, ist identisch mit dem Nowitschok-Kampfstoff, der beim Attentat auf die Skripals verwendet wurde. Das ergaben Analysen der UN-Organisation OPCW.
Nun hat sich bestätigt, was viele erwartet hatten. Das Außenministerium in London teilte mit, Untersuchungen der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) hätten ergeben, dass in beiden Fällen dieselbe Art des Nervengiftes verwendet worden sei. Der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank entdeckt worden. Beide entkamen nur knapp dem Tod. Sie leben heute an einem geheimen Ort.
Scotland Yard zeigt das Protokoll der Auftragskiller
Vater und Tochter Skripal waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank der englischen Stadt Salisbury entdeckt worden. Beide entkamen nur knapp dem Tod. Sie leben heute an einem geheimen Ort. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Später kam ein britisches Paar aus dem nahen Amesbury versehentlich mit dem Nervengift in Kontakt. Der Mann hatte ein Fläschchen gefunden, das er nach eigenen Angaben irrtümlich für einen Parfümflakon hielt und seiner Freundin schenkte. Sie soll sich mit der Flüssigkeit eingerieben haben – die dreifache Mutter starb acht Tage nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert worden war.
Deutschland, Frankreich, Kanada und die USA haben sich hinter die jüngsten Erkenntnisse der britischen Ermittler zum Giftanschlag auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal gestellt. In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung der Staats- und Regierungschefs der vier Staaten sowie Großbritanniens hieß es, sie hätten „volles Vertrauen in die britische Einschätzung“, dass die beiden Tatverdächtigen Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes waren und „dass diese Operation mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf hoher Regierungsebene gebilligt wurde“.
London hatte kurz zuvor Russlands Staatschef Wladimir Putin die Verantwortung für den Anschlag zugewiesen, bei dem Anfang März Sergej Skripal und seine Tochter Julia in Salisbury schwer verletzt wurden und beinahe gestorben wären.
Die britische Polizei hat Haftbefehl gegen zwei Männer erlassen, die den russischen Doppel-Agenten Skripal vergiftet haben sollen.
Das Nervengift, an dem eine Frau in England starb, ist identisch mit dem beim Attentat auf die Skripals verwendeten Kampfstoff.
Gestern veröffentlichte die britische Polizei Fahndungsfotos von zwei Verdächtigen: Es soll sich um die Männer handeln, die den Giftanschlag mit dem Nowitschok in Salisbury ausgeführt haben! Wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilte, wird ihnen versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und der Besitz chemischer Waffen vorgeworfen.
Das Protokoll: So schlugen die Gift-Agenten zu
Scotland Yard legte das akribische Protokoll ihres Einsatzes vor, dokumentierte den 55-Stunden-Kurztrip der zwei Russen, die das Gift an die Haustür des ehemaligen Doppelagenten Skripal schmierten.
Sie kamen am Freitagnachmittag des 2. März in London an und verbrachten dort zwei Nächte in einem Billig-Hotel im Osten Londons, flogen nur Stunden, nachdem Sergej Skripal und seine Tochter Yulia bewusstlos auf einer Parkbank aufgefunden wurden wieder zurück nach Russland.
Scotland Yard veröffentlichte auch dieses Bild einer gefälschten Parfüm-Werbeprobe, das wohl das tödliche Gift enthielt. Es wurde bei dem späteren Opfer Dawn Sturges gefundenFoto.
➤ Vom Flughafen Gatwick fuhren sie mit dem Zug nach London, kamen dort um 17:40 Uhr am Bahnhof Victoria an, wo sie wohl zur Waterloo-Station umstiegen. Dort werden sie zwischen 6 und 7 Uhr gesehen. Anschließend ging’s zum City Stay Hotel in Bow Road im Osten Londons, wo sie übernachteten.
➤ Samstag machten sie sich auf den Weg nach Salisbury von der Waterloo-Haltestelle, wo sie gegen 14:25 Uhr ankamen, wahrscheinlich, um das Gelände zu erkunden. Um 16:11 Uhr wurden sie am Bahnhof auf den Weg zurück nach London gesehen. Um 20:05 Uhr kamen sie wieder in ihrem Hotel an.
➤Sonntag, 8:00 Uhr: Die Agenten fahren die gleiche Strecke nochmal ab, begeben sich wieder nach Salisbury. Eine Überwachungskamera filmt sie am dortigen Bahnhof um 11:48 Uhr. Um kurz nach 13 Uhr werden sie in Salisbury auf der Fisherton Road gefilmt.
➤ 13:50 Uhr geht es wieder zurück nach London, 18:50 Uhr steigen sie in die U-Bahn Richtung Flughafen Heathrow. 19:28 Uhr nimmt eine Kamera auf, wie sie dort mit ihrem Gepäck eine Sicherheitsschranke passieren.
Wer sind die Skripal-Attentäter?
Verdächtige bezeichnen sich als Touristen
In einem Fernsehinterview äußern sich die mutmaßlichen Attentäter im Skripal-Giftanschlag nun öffentlich. Die beiden Russen behaupten, sie seien als Urlauber nach Großbritannien gereist. Russlands Präsident Putin sagt es handele sich „um Zivilisten“.
Die beiden von Großbritannien wegen des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal gesuchten Russen haben sich in einem Fernsehinterview als unbescholtene Touristen präsentiert. Die Männer traten im russischen Sender RT auf und berichteten, sie seien zufällig kurz vor dem Skripal-Attentat im März als Urlauber nach Großbritannien geflogen, um „die berühmte Kathedrale von Salisbury zu besichtigen“. Sie seien die Männer, die auf den von der britischen Polizei veröffentlichten Fahndungsfotos zu sehen seien, sagten die beiden in dem Fernsehinterview. Ihre Namen seien Alexander Petrow und Ruslan Boschirow.
Unter diesen Namen waren die beiden Verdächtigen laut der britischen Polizei im März nach Großbritannien eingereist. Die britischen Behörden vermuten, dass es sich um Alias-Namen handelt und die Männer Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes sind. „Unsere Freunde hatten uns schon lange gedrängt, dass wir diese tolle Stadt besichtigen sollten“, sagten die beiden in dem Interview.
Nervengift auf der Türklinke
Sie hätten unbedingt die Kathedrale von Salisbury sehen wollen: „Sie ist für ihren 123 Meter hohen Turm und ihr Glockenspiel bekannt, das das älteste der Welt ist, das bis heute funktioniert“, sagte Petrow. Russlands Präsident Putin hatte bei einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok zuvor gesagt: „Wir wissen wer sie sind, wir haben sie gefunden“ und die beiden gesuchten Männer als „Zivilisten“ und keine Kriminellen bezeichnet.
Alarm im Pentagon (02.10.2018)
Pentagon erhält Post mit verdächtiger Substanz. In der Poststelle des Pentagon sind mehrere Briefe mit einer verdächtigen Substanz entdeckt worden. Der Stoff sei bei der Prüfung der eingehenden Post gefunden worden, teilte Pentagon-Sprecher Rob Manning am Dienstag mit. Die Umschläge würden nun von der Bundespolizei FBI weiter untersucht. Alle am Montag eingegangene Post befinde sich derzeit in Quarantäne. Es bestehe keine Gefahr für Mitarbeiter des amerikanischen Verteidigungsministeriums.
Amerikanischen Medienberichten zufolge soll es sich bei der Substanz um Rizin handeln. Die Umschläge seien an Verteidigungsminister James Mattis und den Kommandierenden der Seestreitkräfte, Admiral John Richardson, adressiert gewesen, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Ministeriums.
Weiter heißt es am 03.10.2018 bei CNN: Ein an Präsident Donald Trump adressierter Umschlag enthielt eine Substanz, von der vermutet wurde, dass sie mit dem Pentagon in Verbindung steht, berichtete eine Strafverfolgungsbehörde gegenüber CNN. Hier der Wortlaut über den Anschlag.
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DERSTANDARD
- Jänner 2023, 16:54
HOCHTOXISCHE SUBSTANZEN
Antiterroreinsatz in Deutschland: Wie giftig sind Rizin und Cyanide?
Zwei Iraner stehen im Verdacht, einen Terroranschlag mit Giften geplant zu haben. Die Polizei sucht nach Rizin und Cyaniden – worum handelt es sich dabei?
Nach einem Antiterroreinsatz in der deutschen Ruhrgebietsstadt Castrop-Rauxel am Sonntag laufen die Ermittlungen auf Hochtouren – erschwert durch potenzielle biochemische Gefahren für die Einsatzkräfte: Zwei iranische Brüder stehen im Verdacht, hochgiftiges Rizin und Cyanide für einen islamistisch motivierten Anschlag besorgt zu haben. Spuren dieser schon in kleinsten Mengen tödlichen Substanzen wurden bisher nicht gefunden, die Suche dauert an. Worum handelt es sich bei diesen Giften, und was macht sie so gefährlich?
Rizin stammt vorwiegend aus den Samen des Rizinusbaums (Ricinus communis), auch als Wunderbaum bekannt. Der tropische Wunderbaum wird als Zierpflanze und zur Gewinnung von (ungiftigem) Rizinusöl angebaut, das vor allem in der Pharmazie und für Kosmetika verwendet wird. Das hochtoxische Protein Rizin lässt sich aus den Pressrückständen der Samen gewinnen.
Verbotener Kampfstoff
Gelangt das Gift in den Organismus, unterbricht es die Proteinsynthese und tötet dadurch kontaminierte Zellen ab. Das führt schon in geringen Mengen zum Tod: Bei Injektion oder Inhalation sind bereits wenige Dutzend Mikrogramm für einen erwachsenen Menschen letal, bei oraler Aufnahme ist die tödliche Dosis höher. Behandeln lassen sich im Vergiftungsfall nur die Symptome, spezifische Therapiemöglichkeiten gibt es bisher nicht.
Die Samen des Wunderbaums erinnern ein bisschen an Käferbohnen – eine Verwechslung wäre aber fatal. Foto: Dr. Wilram Tiemann (© marliW)
Rizin gilt als potenzieller Kampfstoff und wird sowohl in der Bio- wie auch in der Chemiewaffenkonvention als verbotene Waffe gelistet. Vergiftungen mit Rizin sind seit dem Altertum bekannt, am häufigsten durch den Verzehr der Samen des Wunderbaums. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde das potente Gift durch einen Mordanschlag in London 1978 bekannt: Dem bulgarischen Journalisten und Dissidenten Georgi Markow war damals von Geheimdienstagenten mit einem mit Rizin präparierten Regenschirm in den Unterschenkel gestochen worden, und er starb an den Folgen der Vergiftung.
Toxische Cyanide
In Castrop-Rauxel gehen die deutschen Einsatzkräfte davon aus, dass neben Rizin auch giftige Cyanide beschafft worden sein könnten. Vor allem das als Zyankali bekannte Kaliumcyanid wird schon seit langer Zeit für gezielte Vergiftungen verwendet. Giftige Cyanide entfalten ihre Wirkung nicht nur beim Verschlucken, sondern auch durch das Einatmen.
Cyanide werden unter anderem zur Härtung von Stahl, bei der Kunststoffherstellung und bei der Synthese organischer Verbindungen eingesetzt. Cyanverbindungen führen bei Fischen und anderen Wasserorganismen immer wieder zu Massensterben, wenn sie etwa aus Bergwerken in Gewässer gelangen. Zu Vergiftungen beim Menschen kann es etwa nach dem Verzehr von Bittermandeln oder Aprikosenkernen kommen. Es gibt auch ungiftige Cyanide, die unter anderem als Lebensmittelzusatz verwendet werden.
Bei dem Einsatz im Ruhrgebiet wurden zwischenzeitlich umliegende Häuser evakuiert, um eine mögliche Gefährdung auszuschließen. Auch Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI) waren vor Ort, die Suche verlief aber bislang ergebnislos. Die Behörden waren nach Geheimdiensthinweisen aus den USA auf die beiden Verdächtigen aufmerksam geworden. (dare, APA, 9.1.2023)
DERSTANDARD
NORDRHEIN-WESTFALEN, 9. JÄNNER 2023
Antiterroreinsatz im Ruhrgebiet: Weitere Durchsuchungen durchgeführt
Die Ermittler wurden auf die Verdächtigen aufmerksam, weil sie große Mengen Rizin und Cyanid angeschafft haben sollen. Einer der Brüder hatte noch eine Haftstrafe abzusitzen
Castrop-Rauxel – Im Zusammenhang mit dem Antiterroreinsatz gegen zwei iranische Brüder in Deutschland haben die Ermittler weitere Durchsuchungen durchgeführt. Betroffen seien zwei Garagen, die dem Älteren der beiden zugeordnet werden, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf am Montag. Sie sollen versucht haben, Gift für einen islamistisch motivierten Anschlag zu beschaffen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurde dieses aber nicht gefunden.
Unterdessen wurde bekannt, dass der jüngere Bruder zum Zeitpunkt der Festnahme noch eine Haftstrafe abzusitzen hatte. Er war im Jahr 2019 wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Die Strafe büßte er in einer Entziehungsanstalt in der Stadt Hagen ab, durfte aber angesichts einer Lockerung am Wochenende teils bei Familienangehörigen übernachten.
Ast auf Autobahn
Der heute 25-Jährige hatte laut der Staatsanwaltschaft im Juli 2018 nachts einen großen Ast von einer Brücke auf die Autobahn 45 geworfen. Er traf damit ein Auto, die 32-jährige Fahrerin wurde durch Glassplitter verletzt. Bei der Tat war er betrunken. Wegen seiner Suchterkrankung wurde angeordnet, dass er nach eineinhalb Jahren im Gefängnis in eine Entziehungsanstalt gebracht wird.
Die Ermittlungen im Fall wurden unterdessen weiter von der Generalstaatsanwaltschaft Nordrhein-Westfalen geführt. Die für Terrorismus zuständige Bundesstaatsanwaltschaft habe bisher von einer Übernahme des Falls abgesehen, hieß es von der Behörde. „Wir stehen mit den zuständigen Behörden in Düsseldorf und Nordrhein-Westfalen in Kontakt und beobachten die Entwicklungen“, sagte eine Sprecherin.
Suche nach Giftstoffen
Die Ermittler durchsuchten am Montag zwei Garagen in einem Hinterhof in Castrop-Rauxel, über die der 32-jährige Bruder verfügte. Unter anderem sei die sogenannte Analytische Task Force der Feuerwehr im Einsatz, um einen sicheren Umgang mit gegebenenfalls gefährlichen Stoffen gewährleisten zu können, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es werde eine Dekontaminationsstrecke aufgebaut. Wie lange der Einsatz dauern werde, sei noch nicht abzuschätzen, sagte er.
Die Brüder waren in der Nacht auf Sonntag festgenommen worden. Sie sollen versucht haben, die Giftstoffe Cyanid und Rizin für einen Anschlag zu beschaffen. Bei der Durchsuchung der Wohnung des 32-Jährigen wurden diese aber nicht gefunden.
Tipp von US-Geheimdienst
Am Sonntagabend wurde gegen die beiden Brüder Haftbefehl erlassen. Wie konkret die möglichen Anschlagspläne fortgeschritten waren und was das Ziel gewesen wäre, blieb zunächst unklar. Die deutschen Ermittler waren wegen eines Tipps von Kollegen aus den USA aktiv geworden.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul kritisierte das Zögern der deutschen Politik bei der Informationsbeschaffung im Internet. „Wir sind in Deutschland da sehr zurückhaltend“, befand der CDU-Politiker im ZDF-„Morgenmagazin“ am Montag. Die internationale Zusammenarbeit bei den Sicherheitsbehörden funktioniere dagegen so gut, dass sehr schnell Informationen übermittelt würden. Die Polizei habe „von einem auf den anderen Tag“ alle Vorbereitungen treffen und die jungen Männer festsetzen können.
Hochgefährliches Gift
Wie gefährlich Rizin ist, haben Ermittlungen vor vier Jahren in Köln gezeigt: In einem 15-stöckigen Gebäude in der Hochhaussiedlung Chorweiler hatten ein Tunesier und seine deutsche Frau die Chemikalie hergestellt und Testexplosionen ausgelöst. Ein ausländischer Geheimdienst schöpfte wegen der Onlinekäufe großer Mengen Rizinus-Samen Verdacht und gab einen Tipp. Beide wurden zu langen Haftstrafen verurteilt.
Ein Gutachten ergab: Rein rechnerisch hätten durch die Giftmenge 13.500 Menschen sterben können. Bei der geplanten Verbreitung durch eine mit Stahlkugeln gespickten Streubombe wären es etwa 200 Tote gewesen.
Ob der in Castrop-Rauxel geplante Terror ähnliche Dimensionen hätte haben können, ist unklar. Am Morgen nach dem großen Zugriff war in der kleinen Einkaufsstraße schon nichts mehr von dem Einsatz der Spezialkräfte zu sehen. Ein Fenster in der durchsuchten Wohnung war etwas geöffnet, nirgendwo brannte Licht. Streifenwagen fuhren gelegentlich an dem Gebäude vorbei. Nachtschwärmer, die an dem Gebäude vorbeikamen, reagierten ungläubig, als sie von dem großen Einsatz gegen Mitternacht hörten. (APA, dpa, red, 9.1.2023)
Hinweis: Der Artikel wurde am 9.1.2023 um 11.42 umfassend aktualisiert.
Wie die Gifte Rizin und Cyanid wirken und verwendet werden
Rizin ist ein Pflanzengift, das beim Rizinusbaum (Ricinus communis) vor allem in den Samen enthalten ist. Gewonnen wird es nach Auspressen des Öls aus dem Rückstand der Samen. Die Pflanze wird zur Gewinnung von Rizinusöl angebaut, unter der Bezeichnung Wunderbaum ist die Art zudem bei Kleingärtnern als Zierpflanze beliebt. In Zellen blockiert Rizin die Proteinsynthese. Besonders giftig ist es bei Injektion oder Inhalation. Zu den Symptomen zählen Übelkeit und Erbrechen, Muskelschmerzen, Leber- und Nierenschäden sowie Kreislaufversagen, bei Inhalation Auswirkungen in den Atemwegen wie Lungenödeme. Behandelt werden im Vergiftungsfall die Symptome, spezifische Therapiemöglichkeiten gibt es bisher nicht.
Cyanide – vor allem das als Zyankali bekannte Kaliumcyanid – werden schon seit langer Zeit für gezielte Vergiftungen verwendet. Sie wirken nicht nur bei Verschlucken, sondern auch nach Einatmen über die Lunge. Beim Kontakt von Cyaniden mit Wasser entsteht Blausäure (Cyanwasserstoff), die für ihren typischen Bittermandelgeruch bekannt ist. Die Atemgifte wirken sehr schnell, die Opfer sterben an Atemlähmung. Cyanide werden unter anderem zur Härtung von Stahl, bei der Kunststoffherstellung und bei der Synthese organischer Verbindungen eingesetzt. Cyanverbindungen führen immer wieder zu Massensterben von Fischen und anderen Wasserlebewesen, wenn sie etwa aus Bergwerken in Gewässer gelangen. Zu Vergiftungen beim Menschen kann es etwa nach dem Verzehr von Bittermandeln oder Aprikosenkernen kommen. Es gibt auch ungiftige Cyanide, die unter anderem als Lebensmittelzusatz verwendet werden.
Giftpflanzen der Jahre 2005 – 2018
Die Giftpflanze des Jahres wird seit 2005 jedes Jahr vom Botanischen Sondergarten in Hamburg-Wandsbek präsentiert. Sie wird in öffentlicher Abstimmung gewählt. Der Aufruf zur ersten Wahl erfolgte im November 2004.
Pflanzen, die zur Giftpflanze des Jahres gewählt wurden, werden für ein Jahr besonders vorgestellt. Sinn der Aktion ist, sich wieder einmal über die Giftwirkung einiger Pflanzen Gedanken zu machen und diese bei der Gartengestaltung zu beachten. Giftpflanzen sollen bewusst eingesetzt werden, nur so können Vergiftungsunfälle vermieden werden. Pflanzen, die unbekannt sind, bedeuten eine große Gefahr für Erwachsene und Kinder.
Auf einer Vorschlagsliste des Botanischen Sondergartens stehen Pflanzen mit Giftwirkung zur Auswahl. Jedermann kann zusätzliche Kandidaten vorschlagen. Die meistgenannten Vorschläge werden ab dem 1. Juni eines jeden Jahres zur Wahl nominiert. Dabei müssen zwischen zwei Nominierungen mindestens fünf Jahre liegen. Eine bereits gewählte Pflanze kann nicht wieder als Kandidat nominiert werden. Die Abstimmung läuft bis zum Dezember des Jahres. So kann die gewählte Pflanze zu Jahresbeginn präsentiert werden.
Jahr |
deutscher Name |
botanischer Name |
Hauptwirkstoffe |
2005 | Blauer Eisenhut | Aconitum napellus | Aconitin |
2006 | Pfaffenhütchen | Euonymus europaeus | Evonin, Herzglykoside (Evonosid) |
2007 | Roter Fingerhut | Digitalis purpurea | Digitoxin |
2008 | Herkulesstaude | Heracleum mantegazzianum | Furocumarine, Psoralen (Xanthotoxin, Bergapten) |
2009 | Tabak | Nicotiana sp. | Nikotin |
2010 | Herbstzeitlose | Colchicum autumnale | Colchizin |
2011 | Eibe | Taxus baccata | Taxin |
2012 | Gemeiner Goldregen | Laburnum anagyroides | Cytisin |
2013 | Kirschlorbeer | Prunus laurocerasus | Prunasin |
2014 | Maiglöckchen | Convallaria majalis | Convallatoxin, Convallatoxol, Convallosid und Desglucocheirotoxin |
2015 | Rittersporn | Delphinium sp. | Diterpenoide, häufig Methyllycaconitin |
2016 | Kalifornischer Mohn | Eschscholzia californica | Alkaloide |
2017 | Tränendes Herz | Lamprocapnos spectabilis | Isochinolin–Alkaloide, insbesondere Protopin, Sanguinarin, Chelerythrin und Cularin |
2018 | Wunderbaum | Ricinus communis | Rizin |
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